Minister Hermann fährt mit gutem Beispiel voran
Winfried Hermann hat es nicht besonders weit: Von seinem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur in der Hauptstätter Straße 67 in Stuttgart zum Landtag von Baden-Württemberg sind es gerade mal zwei Kilometer. Ideal also für eine Fahrt mit dem Dienst-eBike, das er für seine Termine eifrig nutzt. Minister Hermann fährt mit gutem Beispiel voran. Und Stuttgart kann gute Beispiele gebrauchen: Schon seit einigen Jahren trägt die Neckar-Metropole den traurigen Titel „schmutzigste Stadt Deutschlands“ – vor allem durch die bis heute beispiellos hohe Schadstoffbelastung an der Kreuzung am Neckartor. Von Januar bis April 2016 hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn erstmals offiziell eine so genannte „Feinstaub-Saison“ ausgerufen, fünf Mal gab es „Feinstaub-Alarm“. Kuhns Bilanz: „Das Thema ist bei den Menschen angekommen. Niemals zuvor wurde in der Stadt und in der Region so intensiv über die Luft und die Belastung mit Schadstoffen diskutiert.“
Key Facts
Mehr als 50 Prozent der Menschen weltweit leben heute in Städten, im Jahr 2050 werden es 75 Prozent sein.
Rund 70 Prozent aller Ressourcen werden in Metropolen verbraucht und mehr als 75 Prozent aller CO2-Emissionen in ihnen erzeugt.
eBikes verursachen lediglich 1,25 Prozent der Schadstoffbelastung eines Pkw.
Die Hälfte aller Autofahrten ist nicht länger als fünf Kilometer. Auf diesen Distanzen sind eBikes im Stadtverkehr das schnellste Verkehrsmittel.
51 Prozent der motorisierten Transportfahrten in europäischen Großstädten ließen sich laut Cyclelogistics auf Fahrräder oder Cargo Bikes verlagern.
Baden-Württemberg will seinen Radverkehrsanteil bis 2020 von acht auf 16 Prozent verdoppeln.
Die Stadt Stuttgart stellt bis 2017 zusätzliche 3,6 Millionen Euro für Radwege und Stellplätze bereit.
Wie das gelingen soll?
Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag heißt es, „dass mit der rasanten Verbreitung von eBikes und Pedelecs zunehmend auch größere Distanzen mit dem Rad zurückgelegt werden. Die Landesregierung möchte daher die Konzeption und Umsetzung von Radschnellwegen unterstützen“, erklärt Hermann, der in seinem Ministerium ein Referat für Radverkehr eingerichtet hat, das nun auch im Haushalt separat verbucht wird – also nicht mehr als Teil des Straßenbaus.
Die Fahrrad-Elektromobilität schließe dabei eine Lücke zwischen Fahrrad und Pkw-Markt, so Hermann weiter: „Pedelecs werden in Stuttgart mit den vielen Steigungen zu einer stärkeren Verbreitung des Radverkehrs beitragen als in einer ‚ebenen’ Stadt.“ Das Umweltbundesamt (UBA) ermutigt Städte und Gemeinden, den Umstieg vom Auto auf Elektro-Räder zu erleichtern: „Sie sind ein wichtiger Baustein für die nachhaltige Mobilität von heute“, sagt Präsidentin Maria Krautzberger.